Sonntag, 25. Juli 2010

Wieder zurück

So, nun eine kurze Rückmeldung: Ich bin wieder da! Gesund und munter, nach einer langen, anstrengenden und kalten Reise (was muss die Iberia auch ihre Flugzeuge tiefkühlen?) bin ich zurück in Deutschland. Wo ich mich aufgrund eines Klimaschocks mal gleich erkältet habe...
Ich vermisse den Senegal und Thiès bereits jetzt, und arbeite schon daran, bald wieder zurückzukehren.
Doch nun ist erst einmal das Schreiben meiner Diplomarbeit angesagt. UÄÄH! Schreibtische, Bibliotheken, Internet... keine Lust. Na, wenn ich Glück hab kann ich im Freibad bald wieder wenigstens ein kleines Bischen Afrika- feeling tanken.
Eines weiß ich nun jedenfalls: Die Arbeit im Senegal, für eine O.N.G. oder ähnliche Organisation, das ist genau das Richtige für mich. Sowas muss ich für die Zukunft finden.
Und nebenbei bleibe ich natürlich der O.N.G. Hilfe für Senegal als Mitglied und ehrenamtliche Mitarbeiterin erhalten.

Es gibt noch viel zu tun im Senegal, und ich bin dabei!

Mittwoch, 21. Juli 2010

Schule und Schluss


So, das wars auch schon wieder, mit meinem Aufenthalt im Senegal. Na ja, für dieses Mal. Ich komme wieder, soviel ist sicher. Gerade jetzt, wo ich anfange, mir hier einen Freundes- und Bekanntenkreis aufzubauen.
Heute sind Aliou und ich noch mal zur Baustelle der Gehörlosenschule rausgefahren. Da geht es ordentlich voran: Die Mauern an einer Seite des späteren Gebäudes sind schon einen Meter hoch. So langsam lässt sich erahnen, wie das später alles einmal aussehen wird.
Ich kann es gar nicht fassen, dass zwei Monate schon wieder rum sind! Das geht so schnell! Aber es waren zwei ganz tolle Monate. Ich habe sehr viel gelernt, und meine Forschung zur Wassernutzung war, denke ich, recht erfolgreich. Auf jeden Fall habe ich weitere Einblicke in das Leben hier, diesmal auch auf dem Land, sowie in die Arbeit einer Entwicklungshilfeorganisation erhalten. Einblick und Erfahrungen, die mir in Zukunft sicher von Nutzen sein werden. Jetzt brauche ich nur noch eine Arbeitsstelle hier, und dann kann ich wieder zurück in den Senegal!
An dieser Stelle möchte ich auch nochmal ganz herzlich der O.N.G. Hilfe für Senegal danken, besonders Herrn Frye und meinen Kollegen hier, Aliou, Aissatou und Cheikh. Dank der großen und vielfältigen Hilfe und Unterstützung die mir zuteil wurde, sei es weil ich den Nissan benutzen durfte, sei es weil ich durch einige kleinere "Aufträge" für die O.N.G. immer das Gefühl hatte, auch an dieser Front etwas sinnvolles leisten zu können. Vielen Dank für eure Unterstützung!
Natürlich darf an dieser Stelle auch Henry und seine Mannschaft vom Hotel Rex nicht vergessen werden, die mir stehts das Gefühl vermittelten, hier zuhause und willkommen zu sein. Doch ich denke nicht dass sie das hier lesen werden, daher werde ich mich bei ihnen besser persönlich bedanken...
So, nun gehe ich ins Bett, es ist schon spät, aber so ist das eben, wenn man den letzten Abend noch mit Freunden bei einem Gläschen Ataya diskutiert, und dabei ganz die Zeit vergisst...
Ich melde mich wieder, wenn ich gut in Deutschland angekommen bin.

Donnerstag, 15. Juli 2010

Update in Sachen Wasser im Büro

Also, in der Nacht als ich das Wasser im hinteren Teil des Büros entdeckte, war ja Stromausfall, und ich hab gar nicht gesehen, wie groß das Ausmaß der Überschwemmung in Wirklichkeit war: Diesmal ist das Wasser bis zum Computer vorgedrungen! Zum Glück ist der Rechner trocken geblieben, aber einige Kartons, die unter den Tischen standen, waren doch recht aufgeweicht.
Und nun sitze ich hier und warte auf den Handwerker, der uns die hinterste Türschwelle, die zum Balkon hin, erhöhen soll, damit wir in Zukunft vor solchen Überschwemmungen sicher sind. Der sollte schon heute Morgen vor 10 Uhr kommen, nun ist es Viertel vor elf, und ich muss spätestens um 13 Uhr wieder los: Einladung zu den Tauffeierlichkeiten für den kleinen Sohn meines Übersetzers im Feld!

Dienstag, 13. Juli 2010

Mal wieder Strom...


...Und die Gelegenheit zu schreiben. Für heute hab ich es mir fest vorgenommen, auch wenn es um drei Uhr morgens ist. Zum Glück kam es nicht so schlimm. Ich war eh grad noch im Büro, als um elf Uhr die Lichter wieder angingen: Habe etwa eine Stunde lang im Lichte meiner Taschenlampe ca. 150 Liter Wasser aus dem hinteren Teil des Büros geschöpft, das da wegen der heftigen Regenfälle heute Morgen durch die Balkontür eigedrungen war...
Ansonsten läuft es hier relativ ruhig. Freitag und Samstag waren Aliou und ich mit der Reparatur der Bremsen des Nissan beschäftigt, die schlussendlich wieder einwandfrei funktionieren.
Der Samtag hatte es allerdings in sich: Nicht nur der Termin mit dem Mechaniker stand an, sonder auch eine Feier zur Verleihung der Abschlusszeugnisse einer Krankenschwestern- und Pflegerschule (INFOSITS). Wir waren eingeladen, und standen relativ pünktlich um halb zehn in roten T- Shirts am Veranstaltungsort. Leider waren wir damit recht allein: Stühle, Licht- und Tonanlage usw. standen nämlich noch nicht... Also beschlossen wir, zunächst zu sehen, was der Mechaniker mit dem Nissan anstellt, damit wir wenigstens an diesem Punkt weiterkämen. Gegen zwölf Uhr Mittags ereilte uns dann aber der Anruf, dass wir doch bitte UNBEDINGT zu der verleihung kommen mögen, wir seien doch eingeplant. Also wieder dahin.
Leider wurden viele Reden geschwungen, wie immer in einer munteren Mischung Wolof- Französisch, die es, zusammen mit dem schlecht eingestellten Mikro, für mich doch recht schwierig machten, dem Gesagten zu folgen.
Plötzlich wurden wir aufgerufen. Es ging darum, den Partnern der Schule eine Zeugnis ehrenhalber auszustellen, und so gingen Aliou und ich nach vorne, um uns selbiges abzuholen.
Doch damit nicht genug! Eine Stunde und endlose Reden später wurden wir erneut nach vorne gebeten, diesmal zur Vergabe eines Zeugnisses, welches ich dann unter Blitzlichtgewitter und mit Küsschen an eine der Absolventinnen der Schule übergeben durfte. Leider sind die Photos analog, und ich kann hier keines posten...
Es folgte das was großartig als "déjeuner", also Mittagessen angekündigt worden war: eine Dose Saft oder Cola und ein Plastikteller mit drei kleinen Stückchen Kuchen. Definitv zu wenig für meinen ausgehungerten Magen.
Den konnte ich dann am Abend im Pamanda mit Pizza füllen, während ich zusah wie unsere Fussball- Elf wenigstens ihr letztes Spiel gewann. Und anschließend gab es noch live- Musik und Tanz, so dass der Abend einen gelungenen Kontrast zum Rest des Tages darstellte.
Seither vor allem eines Regen. Und zwar viel. Und weil Aliou heute mit dem Nissan nach Dakar musste (beim Opel streikt aufgrund der Witterung die Baterie), habe ich das Beste aus dem Tag gemacht, und bin mit ein paar leuten ans Meer gefahren. War sehr schön und entspannend, und morgen gehts dann in den Endspurt meiner Forschung. Nicht zu fassen, dass ich Donnerstag nächste Woche schon wieder zurück fliege!

Freitag, 9. Juli 2010

Reparaturen

Der heutige Tag ist dem Nissan gewidmet: Aliou und ich haben beschlossen, heute mal die lange fälligen Wartungsarbeiten machen zu lassen: Waschen, aussaugen, die verbeulte Tür reparieren, und dann stimmt da was mit den Bremsen nicht, die haben kaum mehr Grip...
Wir fangen mit dem drängendsten Problem an, den Bremsen, und bleiben daran auch prommt hängen. Der Mechaniker ist bemüht, und die Probfahrt nach gut zwei Stunden Arbeit lässt Hoffnung aufkommen. Doch dann stellen wir fest, dass das Problem doch noch nicht behoben ist. Also das bereits gezahlte Geld zurück, und von vorne angefangen. Leider ist es inzwischen 2 Uhr, an einem Freitag. Alles strömt in die Moschee, die Läden schließen. Norgedrungen lassen wir den Wagen in der Werkstatt und nehmen ein Taxi zurück. Später, wenn die Geschäfte wieder auf haben, wird der Mechaniker das Ersatzteil finden, und den Nissan bis heute Abend fertig haben. Inschallah! Der rest der Arbeiten muss warten.

Samstag, 3. Juli 2010

Zrück aus der Wildniss


So, nun bin ich also zurück.
Das waren jetzt vier sehr aufschlussreiche Tage, in jeder Hinsicht. Nicht nur für meine Forschung, sondern auch was das Leben im Dorf angeht.
Es begann Dienstag Abend. Ich saß mit einigen jungen Leuten des Dorfes (vom sozialen Rang her gehöre ich zu ihnen) vor einem Hauseingang, Grillen zirpten im Abendwind, und der Himmel wurde immer wieder vom Wetterleuchten erhellt. Bei jedem Blitz konnte man sehen, wie die Wolkenfront von Osten näher kam. Wir tranken Tee und unterhielten uns, bis der Wind gegen zehn Uhr abends plötzlich nachließ, um dann mit doppelter Stärke wieder einzusetzen. Aus Erfahrung wusste ich, dass mir nun nur noch wenige Minuten für den Heimweg (c.a. 100m bis zu "meinem" Haus) blieben. Ich erreichte es zusammen mit den ersten Tropfen, und dann folgte ein Gewittersturm, wie ich ihn noch nie erlebt habe: Der Regen donnerte auf das Wellblechdach des Hauses, Wasser spritzte zu den Ritzen von Fenstern und Türen herein, und wenn man die Tür einen Spalt weit aufmachte, konnte man einen reißenden Wasserlauf direkt vor der Stufe zur Tür sehen.
Am nächsten Morgen wurde das Ausmaß der Zerstörung sichtbar: Tiefe Rinnen im Sand zwischen den Hütten, davongetriebene Bettlaken und Schuhe, ein eingestürtzter Zaun, in einem der anderen Häuser die zusammengebrochene Küchenhütte (die Wände waren eingestützt, das Dach lag auf dem was vorher der Herd gewesen war), und in der Schule stand eines der Klassenzimmer, welches aus Stroh gebaut war, nur noch zur Hälfte.
Dennoch sagte man mir, das sei noch gar nichts! Das würde noch viel schlimmer werden, wenn die Regenzeit erstmal richtig angefangen habe...
An diesem ersten Vormittag wurde ich kurzerhand in das System des Wasserverkaufens einbezogen, und zur Wasserverkäuferin ernannt. Die nächsten drei Stunden füllte ich zur Freude der Frauen Wassereimer um Wassereimer.
Am Abend wurde im Fernsehen eine indische Seifenoper gezeigt, eine völlig idiotische Geschichte, aber alle gucken das mit Begeisterung...
Tag drei begann mit einem Wasserproblem: Kein Diesel für die Pumpe, sie hatten vergessen, welchen zu kaufen. Also füllten die Frauen ihre Eimer an einem der anderen Wasserhähne, die mit dem Wasserturm eines Nachbardorfes verbunden sind und der Ergänzung der eigenen Kapazitäten dienen. Hier jedoch war der Wasserduck so niedrig, dass es ewig dauerte, einen Eimer zu füllen, und außerdem war der Zähler kaputt, so dass es mit der Abrechnung mit dem Nachbardorf am Monatsende schwierig werden wird.
Nachmittags konnte ich dann noch einge aufschlussreiche Gespräche führen, wobei ich immer wieder überrascht bin, wenn plötzlich noch völlig neue Aspekte auftauchen.
Anschließend, gegen sieben, wird es auch schon Zeit für eine Dusche, bevor es so dunkel wird dass man nichts mehr sehen kann. Duschen kann man übrigens mit einem aufgeschnittenen Wasserkanister und einem alten Plastikbecher als Schöpfgefäß. Trotzdem ist das der schönste Moment des Tages!
Mein letzter Abend war der ruhigste: Tee mit den jungen Leuten, anschließend Abendessen mit "meiner" Familie, die mir zu Ehren Milchreis gekocht hatten. Leise Gespräche unter dem Sternenhimmel, von Ferne die Stimmen von Kindern, die wie jeden Donnerstag Abend aus dem Koran rezitieren, dazu Grillen, und Katzen, die in der Dunkelheit angeschlichen kommen.
Mein letzter Vormittag war dem Holz gewidmet. Da ich ja nun wirklich TEILNEHMENDE Beobachtung mache, ist es selbstverständlich, dass ich an den Aktivitäten im Dorf teilnehme. Zusammen mit meiner "Gastmutter" habe ich etwa 2 Ster Brennholz zu einem ordentlichen Stapel aufgeschichtet. Fanden die Dörfler köstlich: ne Weiße die Arbeitet. Mit den Händen. Im Dreck. Bei 35°C und 80% Luftfeuchtigkeit. Mir hats Spass gemacht, und die Dusche danach tat mal so richtig gut!
Diese Zeit war eine tolle Erfahrung, und hat richtig Spass gemacht. Trotzdem war ich gestern froh, dass mein Abendessen mal nicht aus Reis bestand, und dass meine Matratze nicht auf dem Betonboden lag!
Das leben im Dorf ist weder romantisch noch idyllisch. Es ist laut, fröhlich und anstrengend. Du bist nie allein, was für einen Europäer manchmal recht anstrengend sein kann. Und es gibt IMMER irgendeine dringende Arbeit.
Feldforschung auf diese Weise ist etwas ganz besonderes, und ich versteh natürlich, warum man das so machen sollte. Dennoch: ich rate jedem davon ab, so etwas über längere Zeit ganz allein zu machen. Es geht sicherlich besser, wenn man ein Team ist, und auch mal was unter sich besprechen kann, sich etwas von der Fremde zurückziehen kann, um ihr anschließend wieder besser begegnen zu können.

Montag, 28. Juni 2010

Auf gehts ins Feld!

So. Nach eine ersten Forschungsphase, in der ich einige Interviews durchgeführt und andere Methoden angewandt habe, steht nun die nächste Stufe an: Teilnehmende Beobachtung des alltäglichen Lebens im Dorf. Zu diesem Zweck werde ich zunächst einmal für einige Tage dort wohnen, bei einer Frau die ich inzwischen recht gut kenne und der ich vertraue. Ich denke bei ihr und ihren Kindern ist es sicher. Natürlich ist mir schon etwas seltsam und mulmig zumute, aber andererseits freu ich mich auch auf diese Erfahrung. Zumal ich ja nicht aus der Welt bin: Ich hab das Auto dabei, bin über Handy erreichbar, und werde ja auch nur knapp 30 km von Thiès entfernt sein. Doch ich denke, für meine Forschung ist dies unabdingbar: nicht immer nur morgens ankommen und abends wieder wegfahren, sondern wirklich mal am Leben der Leute dort teilnehmen.
Dass ich mit den Dorfbewohnern aus einer Schüssel esse, und mir die Zeit nehme mit wirklich jedem in den 11 Häusern zu sprechen (auch in denen die am weitesten entfernt sind), und dass ich auf meinem Weg durch den Busch immer Leute mitnehme, die sich freuen dass sie nicht laufen müssen, öffnet mir bereits einige Türen. Und dadurch, dass ich eben mal einige Zeit im Dorf lebe, bekunde ich weiterhin Vertrauen und Interesse an ihrem Leben.
Dass es nicht ohne Risiko ist, als Frau allein so etwas zu unternehmen ist mir durchaus bewusst, aber ich denke im vorliegenden Fall kann ich es wagen. Zurückhaltung und Vorsicht sind natürlich weiterhin geboten, das ist mir klar.
Wie dem auch sei, ich werde mich Freitag hoffentlich gesund und munter (einmal war ich ja schon krank) zurückmelden.
So, jetzt ist der Strom ausgefallen, und damit natürlich auch das Internet, und ich schreib das hier mal kurz offline fertig, in der Hoffnung dass ich es morgen früh noch posten kann.
...Nächster Morgen. Strom ist wieder da. Hier nun also der Post.